Doppelpack GHVC: Marcus Wiebusch in der Markthalle, Hamburg (29.10.2014) und Rob Lynch im Hafenklang, Hamburg (30.10.2014)

Kennt ihr dieses Gefühl,wenn man auch mehr als 1,5 Stunden nach Konzertende einfach nicht einschlafen kann, weil man so geflasht und "geohrwurmt" ist? Der Wiebusch jedenfalls hat das bei mir hinbekommen, aber dazu später mehr.

 

Vorband am ersten der beiden GHVC-Abende war "Pink Lint". Diese Band zu beschreiben fällt mir irgendwie sehr schwer, da sie doch keinen festen Stil verfolgt, sondern offenbar einfach macht, was ihr gefällt. Dabei kamen insbesondere beim Opener ungewohnte Klänge und Stilwechsel vor, an die sich das Ohr erstmal gewöhnen musste. Und auch im weiteren Verlauf gab es immer wieder überraschende Instrumenteinsätze, die sich grundsätzlich aber immer stimmig in den jeweiligen Song einsortierten. Den Grundbeat bestimmte das Schlagzeug und das in einer sehr sehr genialen Performance, sich auf die Beats einzulassen war der Grundstock um die Musik zumindest zu mögen. So war das ganze dann als Vorband absolut akzeptabel (2-3 Songs sogar richtig gut), mehr jedoch auch nicht.

 

Und dann also Heimspiel für Marcus und ein gänzlich anderes Bild als am Samstag - denn nach dem Auftritt in der Markthalle ist klar, dass der Mann live eine Granate ist und auch stimmungsmäßig die Post abgehen kann. Und es folgt die erschütternde Nachricht, dass ich mich nun unbewusst relativ kurz fassen werde. Denn obwohl mich das Konzert so nachhaltig beeindruckt hat (und mir versichert wurde, dass es sein bislang geilstes Konzert gewesen sei), fällt es umso schwerer das Ganze in Worte zu fassen.

Schon mit den ersten Klängen war jedenfalls klar, dass das ein besonderer Abend werden sollte - ein Mix aus Euphorie und Gänsehaut breitete sich aus. Im folgenden kann man gar keinen Song an sich als besonders live-tauglich oder musikalische Highlight des Abends herausheben, denn dazu war der gesamte Abend einfach nur Musik auf hochklassigstem Niveau. Vor allem der geschickte Einsatz der Bläser ist einfach stark und wie beim Voract gefiel mir das Schlagzeugspiel auch sehr. Und natürlich war es ein besonderer Moment "Der Tag wird kommen" in dieser Atmosphäre live zu hören und anders als am Samstag auch mitsingen zu können.

Nachhaltig beeindruckt haben mich aber die mir fast ausnahmslos unbekannten Songs von But Alive und kettcar, die die Setlist veredelten und bei denen die Stimmung jeweils den Siedepunkt erreichte. 

Mit einem wundervollen Songs von But Alive gingen dann "dreieinhalb Stunden Konzert" auch viel zu schnell und leider ohne die Landungsbrücken vorbei, das jedoch war nur ein kleiner Wehmutstropfen.

 

Nur einen Tag drauf ging es nahe de Fischmarkts weiter mit Künstler vom Grand Hotel van Cleef.

Den Auftakt in der typischen Hafenkneipe machten Town Of Saints, die ich bei meinem allerersten Thees-Konzert auch schonmal erleben durfte. In einem Club wirkt das alleinige - an sich ja schon seltene, aber höchst interessante - Zusammenspiel von Gitarre und Streichinstrument aber bei weitem besser als bei einem Open-Air wie damals (besonders erstaunt mich immer wieder wie rockig auch ein Streichinstrument sein kann) und so verwundert es nicht, dass in der kleinen Saal auch schon sehr bald eine ordentliche Stimmung herrschte. Ein wirklich gelungener Auftakt also auch in den zweiten Abend und ich freu mich sehr, dass sie Bestandteil des spannenden Projekts "Tour of Tours" sein werden.

 

Über den zweiten Voract - Robs Kumpel Sean McGowan - möchte ich nicht viele Worte verlieren, denn der war für mich nur sehr schwer zu ertragen. Obwohl vom Stil Rob durchaus ähnlich, war es sowohl musikalisch als auch von der Stimme her eher eine Qual ihm zuzuhören. Mit Band könnte das ganze vielleicht funktionieren, solo aber definitiv nicht. Da es offensichtlich nicht nur mir so ging, war die gute Stimmung dann auch erstmal wieder abhanden gekommen.

 

Das sollte sich Gott sei Dank wieder ändern,sobald mit den Klängen von "Stamford" der Auftritt von Rob Lynch startete. Viel besonderes zu erzählen gibt es über diesen Gig aber gar nicht mal. Gewohnt routiniert und klasse lieferten er und seine Band ihr Set ab. In dieser kleinen Atmosphäre passt diese Art von Musik aber einfach so dermaßen gut, dass es mit Sicherheit sein bester von mir gesehener Auftritt war. Einen nicht unerheblichen Anteil daran hatte sein neuer Gitarrist, der sein Instrument aber mal so richtig gut beherrscht. Zudem gelingt es Rob sowohl mit Unterstützung seiner Band die Masse zu unterhalten und zu rocken, als auch zwischendrin ein kleines Solo-Set mit ruhigeren Songs einzubauen - eine Phase zum Wegträumen quasi, die man einfach nur geniessen muss.

Ebenso zu geniessen die gefühlt ehrliche Aussage, dass Hamburg für Rob ein Sehnsuchtsort sei.

Höhepunkte waren aber natürlich wieder "Hawking" und erst recht "My Friends & I" ... der Zuschauerchor insbesondere vom letzterem (was auch geschickt als allerletztes ins Set gepackt wurde) wollte gefühlt überhaupt gar nicht mehr verstummen.