1.Seebühnenregatta im Luisenpark, Mannheim

Seebühne, mit Mannheim eine mir bis dato unbekannte Stadt und unter der 5 Bands 3 sehr geschätzte im Line-Up - da kann man doch auch am 4.Wochenende in Folge sich von der Bahn durch das Land kutschieren lassen.


Doch der Wetterbericht für den Tag verhiess nicht Gutes und so sollte es dann tatsächlich auch so kommen, dass lediglich einer der Acts in der netten Kulisse auftreten konnte, während für den Rest in die Festhalle des Luisenparks gewechselt werden musste. Aber so schade das auch irgendwo war, bei dem Wetterchen das letztlich aufziehen sollte war das die einzig richtige Entscheidung und letztlich auch ne schöne Sache,dass es überhaupt diese Alternative gab.


Erster Act war L'Aupaire und noch passend zum Wetter war auch die Musik dieser Band sehr gut. Schöner Folk-Pop mit eingängigen Melodien und durchaus überzeugenden Texten. Besonders überzeugend war dabei der Song "Rollercoaster Girl". Alles in allem also ein gelungener Auftakt in dieses kleines Ein-Tages-Festival, auch wenn der sehr kurze Text zu Ihnen vielleicht anderes vermuten lässt.


Nach dem Wechsel in die Festhalle sollte es dann mit spaceman spiff weitergehen,der ja mittlerweile zu meinen absoluten Lieblingen gehört und der einen zudem immer wieder überraschen kann. Nach zwei Solo-Auftritten und einmal in Bandbesetzung gab es diesmal eine neue Kombination, die in Mannheim Weltpremiere feiern sollte: Als Duo angekündigt wurde es ein Trio, bestehend aus Sänger Hannes und dazu musikalische Begleitung von Schlagzeug und Gitarre. Und auch diese Kombination war einfach nur klasse und konnte manchem Song nochmal eine ganz neue Qualität geben. Insgesamt wurde dabei ein sehr ansprechender Mix aus allen 3 Alben präsentiert und es war einfach wieder nur ein Genuss dieser Musik zu lauschen.

Der knapp einstündige Auftritt reichte ihm dabei übrigens offenbar nicht, denn in einer der Umbaupausen spielte er dann solo im Foyer auch nochmal ein kleines Set - coole Nummer und einfach nur übelst sympatisch.


Und auch als Ansager für Enno Bunger machte er eine gute Figur. Auf Bungers Auftritt war ich ganz besonderes gespannt, nachdem ich ihn ein halbes Jahr nicht mehr live sehen konnte und es der erste Auftritt mit seiner neuen Band sein sollte, den ich erleben konnte. Gegenüber der alten Besetzung mit Bass und Schlagzeug wird mittlerweile deutlich mehr aufgefahren, so setzt sich die Band mittlerweile aus 2 Keyboards, Gitarre, Bass,Schlagzeug und Background-Sängerin zusammen. Auch hier gilt, dass dadurch die Songs teilweise an weiterer Qualität gewinnen und man sie natürlich weiterhin gerne hört. Gespielt wurden dabei auch 3 der Songs des kommenden Albums, einer davon ganz neu für mich. Und dieser ganz neue Titel zeigte nochmal ganz neue, unerwartete Dinge. Enno löste sich nämlich mal von seinem Keyboard und machte ein wenig auf Rampensau. Etwas was ihm sehr gut steht, ebenso wie der sehr flotte Song richtig was hatte (auch wenn man, wenn alle Musiker Gas gaben wie eben bei diesem Stück,vom Text selbst nur noch wenig zu verstehen war) und man sich wünscht, dass es da künftig noch mehr in die Richtung geht, gewiss ohne seine bisherige Art Musik zu machen, zu verleugnen. Sein Abschied war passend zum Wetter "Regen". Am Ende gab es für ihn verdiente Standing Ovations und man darf echt gespannt sein, was da in Zukunft kommt.


Nach den beiden Wahl-Hamburgern ging es dann mit dem einzigen ausländischen Act weiter und zwar mit der Schweizer Band We Invented Paris. Und was die Jungs da abrissen, war schon ganz grosses Kino, das kann man nicht anders sagen. Innerhalb von wenigen Minuten hatte die erstklassige Musik, gepaart mit der sympatischen und spielfreudigen Band, dafür gesorgt, dass das Publikum sich dann mal von den Sitzen erhob und fortan größtenteils stehend weiter gefeiert wurde. Und das auch einfach völlig zurecht: Großartige Indie-Musik, genialer Groove, toller Sänger - die Schweiz kann doch mehr als DJ Bobo und WIP wird auf meinem Radar verbleiben.


Zum Abschluss betrat dann die Alin Coen Band die Bühne. Meines Erachtens einer der tollsten Frauenstimmen,die die deutsche Musikszene so zu bieten hat. Qualittsmässig war es diesmal irgendwie weniger überzeugend als bei den bisherigen Auftritten, die ich von ihr sah. Besonders die englischen Titel wirkten seltsam lustlos und austauschbar, wenngleich die dort praktizierten Ausflüge in die elektronischere Musik zu gefallen wissen. Aber auf deutsch singend macht es einfach viel mehr Laune ihr zuzuhören und zum Ende des Sets gab es dann auch die alten deutschen Titel Gott sei Dank in Hülle und Fülle. Dass es dann noch - irgendwie wieder passend zum Wetter - meine Live-Premiere von "Wolken" geben sollte, machte auch diesen Auftritt letztlich dann doch sehr lohnenswert, wenn er nun mal auch nicht ganz an die 3 vorherigen Gruppen anschließen konnte.


Alles in allem also ein musikalisch mehr als hochwertiger Nachmittag/Abend und ein tolles, kleines Festival, dass man bei entsprechender Besetzung gerne nochmal besuchen kann - dann auch gerne die ganze Zeit in der schönen Seebühnenkulisse.