Sammelthread: Umsonst-und-Draussen-Abende auf dem Lattenplatz, Hamburg

Den ganzen Sommer über gibt es vorm Knust in St.Pauli Gratiskonzerte, die ich auch, so oft es geht, aufsuchen werde. Da die Künstler jedoch relativ unbekannt sind und damit es nicht dutzende von Blogeinträgen gibt, werde ich die Kurzkritiken dazu, gesammelt in diesen Blogeintrag packen:

 

Knust Acoustics #2 (04.06.2014):

- Emma Longard: Ganz nette Performance, insbesondere aufgrund der elektronischen Einflüsse bekamen die Songs dann zumeist auch nen netten Groove

- Desiree Klauekens; Sicherlich von den Texten her der beste Act des Abends, aber insgesamt nicht wirklich überzeugend

- Dirk Darmstädter: Highlight des Abends, ein toller Musiker mit guten Texten, netten Melodien und sehr viel Sympathie

 

Knust Acoustics #3 (11.06.2014):

- Ole Maibach: Mein zweiter Abend auf dem Lattenplatzt begann gleich bärenstark. Ole musste aus verschiedensten Gründen auf seine Band verzichten, aber auch alleine mit seiner Gitarre machte er sehr sehr gute, eingängige Popmusik. Alle Songs hatten nen guten Rhythmus und irgendwie bin ich ja schon neugierig, wie diese Nummern dann erst im Band-Style klingen und funktionieren

- Bender & Schillinger: Konnten ihren Vorgänger sogar noch toppen. Zwei super Stimmen, die perfekt harmonieren (vor allem Chris Schillinger, wenn er etwas rockiger/ruppiger sang). Aber vor allem musikalisch war das ganz großes Kino, was die beiden Mainzer ablieferten (leichte Folkeinflüsse etc.)

- Karolina Kingdom: Grundsätzlich auch nicht schlecht, von der Qualität aber meines Erachtens ne Stufe unter den anderen beiden Acts des Abends. Das lag vor allem daran, dass man (obwohl als einzige Band in entsprechender Besetzung) fast nur sehr ruhige Titel dabei hatte und zudem die Leadstimme mir so etwa ne halbe Oktave zu hoch war. 

 

Hamburger Küchensessions gehen raus #2 (22.06.2014):

- Hellkamp: Ganz nett gemachte Popmusik mit leichten Indierock-Einflüssen, die letztlich aber auch nicht nachhaltig in Erinnerung bleiben wird. Wobei man allerdings schon sagen muss, dass die Singstimme von Sänger Kai teilweise so richtig schön englisch dreckig war, das gefiel mir dann doch ganz gut.

- Dino Jubert: Er hingegen eine einzige Enttäuschung, nix besonderes in der Stimme, sehr einschläfernde Musik. Auch als nach dem Solo-Beginn die Band mit auf die Bühne kam, wurde es nur marginal besser, sodass ich mich auch aufgrund des Wetters und der WM entschieden habe, die Lauscherei dieses Künstlers abzubrechen. In der Statistik wird er natürlich weiterhin vollwertig geführt ^^

 

Knust Acoustics #4 (02.07.2014):

- Sebó: Zum mittlerweile dritten Mal sah ich einen halbstündigen Auftritt von ihm, so überzeugt wie beim ersten Hören als Voract vom Oerding hat er mich aber nie wieder können. Aber immerhin: Die neue Nummer hat Ohrwurmpotenzial und auch die beiden Freestyle-Nummern (eine davon als souveräne Antwort auf einen Text- bzw. Akkordhänger) waren hörenswert.

- Celina Bostic: In gewisserweise ja auch keine ganz unbekannte, schließlich war sie Background-Sängerin vom Herbert und ich deshalb ziemlich gespannt darauf, was sie als Solo-Künstlerin so zu bieten hat. Und das ist eine ganze Menge. Auch wenn das Set insgesamt vielleicht wieder etwas zu ruhig war, hat es sehr gut gefallen, da Celina sehr sehr kluge Texte schreibt und zudem auch noch viel Abwechslung bietet, Einflüsse von Soul, Klassik und Rockröhre wurden geboten und  alles auf einem sehr hohem Level.

- Henning Karl: Für den zweiten männlichen Akt des Abends war es ein Heimspiel und auch er konnte mit seiner zweiköpfigen Band durchaus überzeugen mit Texten und Gitarrenspiel. Auch hier hätte ich es mir noch ein bisschen flotter gewünscht an manchen Stellen, weil dann erst die ganze Qualität erkennbar wurde, war es ein toller Ausklang dieses - etwas kühlen, aber schönen - Sommerabends. Exzellentes Beispiel für die Texterfähigkeiten ist "Die Stimme meines Vaters", die sich mit dem Tode vom Herrn Papa befasst, absoluter Anspieltipp.

 

Knust Acoustics #5 (09.07.2014):

- Joe Welsing:  Musste relativ kurzfristig für Scatlet Punch einspringen und überzeugte mich nur mit seinen Coverversionen von Marteria und John Legend. Die eigenen Songs zwar textlich und von den Melodien auch nicht schlecht, seine etwas merkwürdige Art der Betonung der Worte machten es aber schwer, sich an dieser Musik zu erfreuen.

- Finn Martin: Finn hingegen machte richtig Spass ... zumindest allen ausser Petrus, denn leider begann es während seines 30-Minuten-Gigs heftig zu hageln und zu gewittern, sodass man unter die Unterstände flüchten musste, wo man vor allem seine Ansagen nicht mehr richtig gut verstehen konnte. Musikalisch hatte der ESC-Vorentscheid-Teilnehmer des Vorjahres aber einiges zu bieten und präsentierte - ganz seiner Optik entsprechend - gute Laune Surfer-Musik. Toller Künstler, bei dem man nicht drumherum kam sich mal wieder zu fragen, wie das ganze wohl in voller Bandbesetzung klingen mag.

- Mimi Schell: Wieder besseres Wetter, wieder schlechtere Musik ... wobei handwerklich an den Songs der Hamburgerin auch nicht viel auszusetzen war. Aber das Set insgesamt zu balladig und auch die Stimme nichts besonderes, nachhaltig im Ohr bleibendes. Lediglich eine der Nummern, die ein wenig Country-Einfluss hattte, war ganz gut anzuhören.

 

Knust Acoustics #6 (16.07.2014):

- One Million Steps: Toller Einstand in der Abend mit einem Mädel, dass ein wenig an Judith Holofernes erinnerte. Der Schwung ging zwar leider schon nach der ersten Nummer verloren, dennoch war es ein nettes kleines Set toller Melodien und Texte.

- Tom Klose: Vom (weiblichen) Zuschauerzusprung mit Abstand der beliebste Act des Vorabends auf dem diesmal im Übrigen extrem gut gefüllten Lattenplatz, mich persönlich hat seine Musik, deren Stil ich auch nicht wirklich benennen kann (Pop mit Rock und leichten Blueseinflüssen?), nicht so wirklich erreicht.

Ich schreibe diesen Eintrag 3 Tage nach dem Konzert und kann mich nicht mal wirklich an etwas erinnern von den Sachen, die er gespielt hat - sicher nicht das beste Zeichen

- Matteo Capreoli: Der letzte Act des Abends war dann auch der beste, gutgemachter deutscher Singer/Songwriter-Pop mit guten Texten und, obwohl im Gegensatz zu den beiden anderen Acts nur noch von einem Schlagzeuger und nicht von einer ganzen Band unterstüzt, auch mit viel mehr Rythmus als die Vorgänger. Logisch, an eine Qualität von Bosse, Uhlmann, Wiebusch und Co. kam er nicht ran, aber man konnte mit einem guten Gefühl und einem kleinen Ohrwurm die Heimreise antreten.

 

Knust Acoustics #7 (23.07.2014):

An diesem Abend mal nur zwei der drei Acts angehört.

- Lennart A. Salomon: Den Mann kann man im übrigen sogar kennen, er hat schon mit Thomas D. und Max Mutzke zusammengearbeitet und gefühlt dutzende Projekte gleichzeitig laufen. Vorm Knust trat er dann aber ganz alleine mit seiner Gitarre auf und wusste dabei zu beeindrucken. Tolle, vielschichtige, kluge Texte gepaart einer klasse Stimme und Melodien, die direkt ins Ohr und Bein gingen. Nicht umsonst hat er am Wochenende beim Preis der Udo-Lindenberg-Stiftung das Finale erreicht.

- WegoEgo: War Lennart schon toll, so konnten das die HH-Rockt-Teilnehmer von WegoEgo noch toppen. Die vier Jungs haben großartigen sommerleichten Pop (erinnerte phasenweise an eine Mischung aus Beach Boys und James Blunt vom Stil her) präsentiert und auch hier gilt, dass insbesondere die instrumentale Sache Hand und Fuss hatte - sprich erneut tolle Ohrwurmpassagen. Besonderheit war noch, dass mal einer, mal zwei und (meist dann in Refrains) drei Jungs zusammen sangen, was sich richtig richtig toll anhörte und auch ein wenig Abwechslung in das Set gebracht hat.

Also wiedermal ein mehr als gelungenes Beispiel für die gute Hamburger Schule. 

 

Knust Acoustics #8 (30.07.2014);

Dieses Mal fasse ich mich nach den langen Blogberichten der Vortage mal sehr sehr kurz. Eventuell lag es an den massiven Eindrücken - insbesondere auch von gestern -, aber vielleicht auch einfach an dem etwas unschönen Wetter oder dem doch recht nervigen lautstark unterhaltendem Publikum, aber irgendwie konnte mich an diesem Abend weder Alexander von Rothkirch noch Gutbier und Vogeler und auch nicht Ron Diva wirklich mit ihrer Musik erreichen. Es wirkte alles irgendwie sowohl in den einzelnen Sets als auch zwischen den einzelnen Auftritten sehr monoton und gleichgeschaltet, quasi belieblig austauschbar. Natürlich gab es schon kleine Ausreisser nach oben, die hatte jeder der drei Acts, aber insgesamt war das dann doch nur mttleres Mittelmaß und teilweise auch einfach zu melancholisch auf Dauer.

Dieses Mal also eine schlechtere Ausgabe dieser so schönen Musikreihe.

 

 

Knust Acoustics #10 (13.08.2014):

Zunächst einmal halte ich erstaunt fest,wie voll es mittlerweile immer auf dem Lattenplatz wird. Selbst 15 Minuten vor Startschuss ankommen gewährt einem kaum mehr einen vernünftigen Sitzplatz (was zu Beginn der diesjährigen Reihe mal so gar kein Problem war). Zum zweiten Act hätte man sogar fast ausverkauft melden können, wenn es denn kein Gratiskonzert ohne Zutrittsbeschränkungen wäre.

 

Zu den Auftritten:

- Pleil: Den Frankfurter einzuordnen ist  nicht ganz leicht. Einerseits war das zwar schon gutgemachte deutsche Popmusik mit durchaus Tiefgang in Musik und Text, letztlich aber dann doch nur was, was man beim Hausputz nebenbei laufen lassen würde. Oder anders gesagt: Es bleibt nichts wirklich haften von dieser Musik.

- Arkells: Der zweite Act des Abends war dann der internationalste der diesjährigen Reihe und kam aus Kanada. Auch hier gilt das Prinzip der schweren Einordnung, dieses Mal allerdings lediglich was den Musikstil angeht. Denn insgesamt war das sicher einer der qualitativ hochwertigsten Auftritte im Rahmen der Knust Acoustics. Gute Texte, guter Grundgroove und zurecht ein sehr grosses Publikum angesprochen. Insbesondere der hintere Teil des Set, der mit zusätzlichem Schlagzeug und Bass gespielt wurde, wusste zu gefallen.

- Game Ove & die Spielfiguren: Das Niveau konnte der abschließende Act des Abends dann nicht mehr ganz halten, auch wenn ich gerade textlich von Game Ove nach wie vor überzeugt bin. Aber Open-Air weder die textliche, noch die musikalische Güte dieser Band so zu tragen wie nur wenige Meter entfernt im Uebel&Gefährlich. Möglicherweise lag das aber auch an der jetzt doch wieder sehr unruhigen Masse vor Ort. Grad die neuen Sachen zeigten aber, dass da weiter Potenzial schlummert.


Knust Acoustics #11 (20.08.2014):

Ein letztes Mal für dieses Jahr ging es auf den Lattenplatz vorm Knust um drei heimischen Künstlern zu lauschen, die allesamt zwar gute,aber keine besonders bemerkenswerte Musik gemacht haben - zumal alles noch sehr melancholisch war und kaum mal Schwung in den Abend kam. Diesmal fasse ich mich deshalb sehr kurz.

KAE: War vor allem musikalisch dabei noch am überzeugendsten. Schöne Popmusik mit einer glasklaren Stimme der Frontfrau.

Luisa: Arbeitete viel mit der Loopstation (die übrigens auch bei beiden anderen Künstlern zum Einsatz kam) und schuf dadurch klanglich durchaus nette Grundlagen. Luisa punktete aber insbesondere durch ihr sehr sympathisches Auftreten.

Lukas Dröse: Von ihm hatte ich mir mehr erhofft,nachdem ich (anders als bei den meisten anderen Künstlern, die ich im Laufe dieser Konzerte hören durfte) mir was von ihm bei YT angeschaut hatte. Aber wie schon angedeutet, war mir auch sein Set ein Stück weit zu viel Melancholie. Wobei man aber fairerweise sagen muss, dass seine Texte größtenteils schon sehr sehr großes Kino waren.


Fazit dieser ganzen Reihe: Wirklich herausragendes war über die ganzen Wochen wenig dabei, aber das kann man evtl. auch gar nicht von einer Umsonst-Konzertreihe erwarten. Dennoch gab es durchaus große musikalische Momente, vor allem die Auftritte von Celina Bostic, Tom Klose und den Arkells werden in Erinnerung bleiben und machten den jeweiligen Mittwoch Feierabend zu einer runden Sache. Mal sehen, was dann nächstes Jahr so geboten wird.